Wie der ein oder andere vielleicht mitbekommen hat, gab es auf der re:publica ein Panel zum Thema “Warum Frauen bloggen”.
Ich könnte ja mal Stellung nehmen, warum ich blogge.
Am Anfang, also ganz am Anfang, habe ich gebloggt über Laktose-Intoleranz. Ich war nämlich ziemlich krank und kam nicht voran und ich habe schlimme Dinge erlebt, die ich anderen ersparen wollte. Ich konnte nicht begreifen, warum das alles so lange dauert. Zudem war ich sehr sensibel, schon immer, und brauchte eine Plattform zum Herunterschreiben meiner momentanen Tiefs, Hochs und Höhenflüge in Sachen Poesie und Prosa. Und ich bin ein Beobachter. Ich beobachte Menschen (weil ich sie manchmal sonderbar finde in ihrem Handeln, auch mich selbst), Tiere, Natur (viel davon) und versuche zu analysieren wie die Dinge sind.
Das erinnert mich daran wie ich 14 war und zum ersten Mal auf einer Tanzparty mit Jungs und ich wusste nicht wie das geht, tanzen. Also habe ich den anderen zugesehen bis ich so ein Gefühl hatte. Ich kann bis heute nicht tanzen. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, sich an einem roten Faden entlangzuhangeln, den man ab und an auch mal aufwickeln kann und zurückschaut und den Fortschritt sieht: dass sich da was getan hat in deinem Leben. Und dass du selbst es warst, der das geschafft hat.
Ich blogge auch über Technik, weil das Teil meiner Ausbildung ist und mich sehr interessiert, ich gehe den Dingen gerne auf den Grund. Ich blogge über Werbeprodukte, weil ich selbsternanntes Konsumkind bin. Das heißt nicht nur so, das ist wahr. Ich konsumiere sehr gerne und entscheide danach ob ich treu bleibe. Ich durchschaue die Werbewelt, manchmal. Ich kann Dinge sehen, und nein, es sind keine toten Menschen. Aber ich hab ein Auge für kleine Details. Wo andere dann sagen “Boah wär mir nicht aufgefallen”. Mir ist es aber aufgefallen. Ob irgendjemand von dem profitiert was ich schreibe ist mir nicht bekannt, aber wichtig wäre es mir, denn die, die die kleinen Details nicht sehen müssen auch irgendwie davon erfahren, und dafür gibt es dieses Blog. Helfersyndrom, ganz übles.
Wem ich zu sehr drumherumschreibe der braucht nicht weiterlesen oder -stöbern. Denn ich komme oft nicht zum Punkt. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil mir auf dem Weg dahin noch zehn andere wichtige Dinge ein- und aufgefallen sind die ich unbedingt sofort loswerden möchte. Mir fehlt manchmal ein Filtermechanismus. So wie meine Bookmarks ein absolutes Chaos sind.
Bloggen wirkt selbstreinigend wie Fenster putzen oder Bett neu beziehen. Ich fand es immer sonderbar, Tagebuch in ein Buch zu schreiben, denn da kann es niemand lesen und mir beistehen. Hier kann es die ganze Welt, zumindest überwiegend die deutschsprachige. Das ist das tolle am Internet, es gibt so viel Content, aber der wird von ebensovielen Menschen analysiert, und die geben ihre Tips an jemanden weiter der davon noch nicht gehört hat, aber den RSS-Feed abonniert. Open Source quasi. Alle profitieren.
Ich schreibe von Musik. Über sie. Mit ihr. Immer. Ich liebe Musik und kann selten ohne sie arbeiten.
Ich bin nach dem Lesen von Jette’s Beitrag ganz vom Thema abgewichen. Mhm. Ich würde vielleicht auch gerne mal auf der re:publica was über mein Blog erzählen. Hab’s ja schon ne Weile. Ich blogge vielleicht nicht über Babykotze oder iPhone (zu teuer, bin doch nur Azubi), aber ich blogge über für den ein oder anderen vielleicht relevantes (mein neues lieblingswort) und ich kann mitdiskutieren wenn’s drauf ankommt.
Und ich blogge über das Fotografieren. Über die Holga. Weil die bekannt sein muss. Nicht so massentauglich-bekannt, aber ich bin der festen Überzeugung dass diese Erwähnungen nur auf geeigneten fruchtbaren Boden fallen. Ich mag altes, neues, ich mag altes erneuert, ich mag Bilder mit Vignette die quadratisch sind. Ich bin analog und digital zugleich.
Manchmal blogge ich, weil ein Blog keine Widerworte gibt. Dann kann ich wüten und wettern und Lärm machen und niemand beschwert sich. Männer trinken Bier und gucken Fußball, ich mache mir einen Abend mit Blog, Tee und Chillout-Musik.
Ich möchte übrigens mal klarstellen dass ich Blogeinträge nicht auf ihre Tauglichkeit überprüfe. Manch einer wird das nicht mögen, aber ich sortiere schon den Müll und bin auch sonst ein ordnungsliebender Mensch. Im Blog steht, was gesagt werden soll.
Öfters blogge ich ob der Schönheit der Dinge. Ich möchte kein Verlinkungsportal darstellen oder Anleitungen geben. Ich biete einfach meinen Weg an.
Was mein Blog von einem männlichen Blog unterscheidet? Ich weiß es nicht. Aber ich habe mal gehört, wer sich sein Leben lang mit anderen vergleicht wird immer unglücklich sein. Und damit brauche ich garnicht erst anzufangen.