Einander
Er, der das Leben in ein Vakuumglas verschlossen und gut, konnte nicht begreifen: Dass da Sommer war in ihr, und wehende Lavendelfelder und Grillen im Dickicht. Dass kein freier Wille lag zwischen jenem und ihm. Er, der jeden Abend seine Tasche packte und in den frühen Morgen lief, mit immer dem gleichen Wissen um das was ihn erwartete. Er, der nie über den Gartenzaun hinweg und selten zum See, konnte nicht verstehen, dass sie dieses Gefühl in sich trug, das nicht Meer und nicht Himmel aber doch auch diese war, und zog an ihr wie an einem Band, es wie er, wollte nicht wahrhaben dass es seiden und schlicht und zu reißen bereit war. Und noch bevor die pirschende Kälte endgültig in die Häuser und die Gemüter gekrochen, war sie fort, und er fand ihre Füllfederworte auf rissigem Papier: Warme Grüße.
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Heimisch
Abends nach Hause zu kommen und die Alltagslast von sich zu werfen. Die große schwere Türe mit dem bekannten Quietschen zu schließen. Dem Pappmaché- Elefanten wie gewöhnlich über den Kopf zu streichen. Seine Sachen einfach in den Flur fallen lassen zu können, ohne dass jemand etwas sagt – nicht heute, nicht mehr jetzt, und überhaupt. – Sich unter der warmen, weichen Bettdecke zu verkriechen, sie bis zum Kinn zu ziehen und zu warten bis die Hände warm sind. Sich, bevor man die Augen schließt, in den gewohnten vier Wänden umzuschauen, sich an Kindheitstage zu erinnern und Erlebnisse. Noch einmal zu spüren, wie es sich anfühlte. Mit den Augen über alle Kanten und durch alle leeren Ecken zu wandern. Erahnen, wo einmal die Möbel gestanden haben. Die Augen zu schließen und sich, nur um sich zu beruhigen, zu sagen: Es wird schön werden. Es wird alles gut sein wenn du ausgezogen bist.
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Da sein, das genügt mir
Wenn er wieder alles ist für mich, so sehr dass ich vergesse was zu tun war, und die Nächte kurz im Überblick der tausend Zeilen an ihn, ohne Aufhören, und ohne Aufhören seiner Stimme zu lauschen, zu lachen, wenn mir die Augen brennen, im Dämmerlicht der Jalousie. Wenn ich mal wieder zu sehr er und wenig ich und aus dem Kopf was die Liebe mit einem macht, dann bin ich froh, dass er nicht mal eben rüber kann zu mir. Manchmal ist nah sein zu nah und da sein genug.