Mir gehen momentan so unglaublich viele Dinge durch den Kopf, und auch wieder nicht. Denn zuallererst wird mir immer wieder bewusst, wie einfach die Dinge plötzlich geworden sind. Mein Leben ist insgesamt nicht anders als zuvor, aber gesund zu sein ist wie ein Punkt auf einer To-Do-Liste, wenn man ihn abgehakt hat ist er einfach ein Punkt weniger, den man bedenken muss. Und das befreit, von Stress, von bösen Grübeleien, von Befürchtungen aller Art. Und Befürchtungen habe ich immer und überall und davon sehr viele. Plötzlich kann ich nicht mehr die Krankheit vorschützen und Verantwortung abschieben, nein, jetzt muss ich sie haben, mit ihr umgehen, ohne wegzulaufen.
Ja, das weglaufen. Das verfolgt mich. Ich tue es einfach zu gerne. Es hilft mir, Herr zu werden über die Überflutung von Informationen. Ich sehe nicht, dass jemand das versteht, nicht einmal die die mich kennen, weil sie in der Lage sind es auszuhalten. Ich fühle die Unsicherheit in mir und bin drauf und dran, sie gewinnen zu lassen. Was man kann verlernt man nicht so schnell. Ich denke an Australien, an Amerika, Nordfrankreich oder die Küste Cornwalls und Schottlands. Ich denke in Routen, Abenteuern und an Begegenungen mit neuen Menschen. Aber am Ende, das weiß ich, läuft es alles wieder auf ein Ziel hinaus, darauf, sesshaft zu werden und eine solide Arbeit zu machen, nicht mehr aus dem Raster zu fallen und “normal” zu sein. Wie ich das hasse!
Ich habe die Befürchtung, dass die Theorie, dass jeder Mensch ein zweites Leben hat, wahr sein kann. Ich habe kürzlich darüber gelesen. Das Leben das ich führen möchte steht in absolutem Widerspruch zu dem Leben, das ich führen muss. Dabei habe ich nicht mal hohe Ansprüche. Die Wahrheit ist aber, dass das erwartete Leben eines Tages Früchte trägt und sich in das Leben verwandelt, das meinem Ich am meisten entspricht. Aber darauf hinarbeiten? Warum? Ich will hier und jetzt dafür arbeiten und sehen, warum.
Am schlimmsten daran ist, dass sich in dem Zirkel, in dem ich mich bewege, noch einige Menschen befinden, die das Karma ins Ungleichgewicht bringen, und das nervt. Ich finde ich habe ein Recht auf Gedanken- und Beschwerdefreiheit. Zumindest in diesem Bereich meines Lebens. Ich baue darauf, dass alles gut ausgeht, dieses Jahr, zum allerersten Mal. Dass ein Schlussstrich gezogen wird unter das alte. Und ich mich endlich auf mich konzentrieren kann.
Und dass ich die Angst besiege, die immer wieder von neuem auftaucht und mich zum schwanken bringt. Ich werde weglaufen, das weiß ich, am Ende ist es immer so gewesen. Aber vielleicht wird es mir schwerer fallen, einen Grund zu finden, und leichter, es zu überstehen. Ich lerne ja nicht, wenn ich weglaufe. Aber es fühlt sich so gut an, verdammt gut, zu gut, um es nicht zu tun.
Wir werden sehen.