Ich sitze in der Bahn. Ich gehe durch die Stadt. Ich warte am Bahnhof auf den Bus. An all diesen Plätzen passiert hin und wieder folgendes: Sechzehn- bis achtzehnjährige Jungs hängen herum, reißen unlustige Witze und machen auf cool. Was ich wahrnehme ist das Gegenteil von cool: nervig und albern.
Heute war es mal wieder soweit, und da fragte ich mich, was diese Jungs dazu bringt sich so aufzuspielen. Klar, die wollen Aufmerksamkeit. Beachtung, die sie in ihrem privaten Umfeld nicht finden, und das machte mich nachdenklich. Jugendliche die von ihren Eltern nicht ernst genommen, von Älteren ausgelacht und nicht beachtet werden und in der Schule nur über Statussymbole wie Klamotten und Handy Freundschaften schließen können – wie furchtbar muss das denn sein ?! Ich bin mir sicher dass hinter einigen nichtsaussagenden Fassaden intelligente Persönlichkeiten stecken, die, würde man sie darauf hinweisen und sie ihrem Alter entsprechend ernst nehmen, es nicht nötig hätten sich in der Öffentlichkeit so zu verhalten.
Dass die überhaupt auf die Idee kommen, dass lautes Rumtoben und -schreien, kindische Kommentare und das Belästigen anderer Leute ihnen positive Aufmerksamkeit verschafft, erstaunt mich, denn was diese Jungs wollen, ist, wahrgenommen zu werden, aber was sie erreichen ist, dass sie das Klischee der pubertierenden, faulen und gelangweilten Jugendlichen nähren. Am liebsten hätte ich einen der Jungs mal gefragt, was denn seine Hobbys sind und ob er sich für Fotografie, Musik oder ähnliches interessiert. Ein interessantes Experiment. In der Gruppe hätte sich sicher niemand getraut zu antworten, aber erwischt man die Jungs mal alleine, ich bin sicher es würde so einiges erstaunliches zutage treten.
Ich denke ich habe unglaubliches Glück mit meinem familiären Umfeld und der selbstständigen Erziehung, die mir dieses Selbstbewusstsein, sich Beachtung nicht auf so eine Art zu holen, gegeben haben. Mir tun die Leid die das nicht gelernt haben. Ich kann mir vorstellen dass dieses Leben nicht wirklich einfach ist und man sein Leben lang nach dieser Aufmerksamkeit sucht.
Darüber jetzt zu schreiben fiel mir auch nicht so leicht, weil man ja schnell als überheblich abgestempelt wird. Aber das Thema brennt mir schon lange auf den Nägeln und die Situation heute in der Stadtbahn – vier herumtollende Jungs – hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Vielleicht frage ich die demnächst wirklich mal nach ihren Hobbies. Und dann berichte ich. War heute zu beladen (Wäsche gewaschen bei Mama) um mich damit auch noch zu beschäftigen.
Und jetzt: draußen wartet die Liege und die Sonne und der mp3-Player und das Intro-Magazin. Und – ach *schwärm* – das The Notwist-Album. Und The Hampdens. Und bald kommt auch die neue Death-Cab raus. Tolltolltoll.