Eigentlich sollte dieser Post ein fröhlicher werden. Ein Post über eine kleine Kohlmeisenfamilie, deren kleine Junge vor ein paar Wochen geboren, im Nest über der Regenrinne aufgezogen wurden und seit einigen Tagen als Ästlinge in unserem Garten herumhüpften und dabei so laut krähten und piepsten wie es nur geht.
Seit ich die kleinen Kerle entdeckt hatte, warf ich stets ein Auge auf sie. Einer unter dem Schmetterlingsstrauch schien schwächer als die anderen und piepste nicht und machte auch sonst keinen guten Eindruck. Ich hatte gestern abend noch alle Vogelhilf-Seiten gegoogelt, die Info-Nummer der Nabu in Bonn rausgesucht und die wichtigsten Fakten über Vogelaufzucht gelesen.
Dann heute morgen das Wunder: Der kleine Winzling hatte sich durchgesetzt und saß piepsend neben seinem Brüderchen auf den Wegplatten im Garten und wurde ab und an gefüttert. Sonderbar war, dass nur noch 3 Vögelchen statt der 5 da waren. Meine Mutter sagte mir eben, zwei habe sie heute morgen schon tot gefunden…
Es war ein Augenblick, ein winziger Augenblick in dem ich nicht da war um aufzupassen. Ich musste den Herd runterdrehen und die Pfanne wegnehmen. Als ich aus dem Küchenfenster sah, erblickte ich die Elster bei dem Schmetterlingsstrauch – und rannte! Ich flog regelrecht die Treppe runter und jagte in den Garten, wo die Elster ihren Rückzug antrat und wegflog. Was sich mir bot war ein Bild des Grauens: Überall Federn, überall, und dazwischen drei kleine Vögelchen, reglos.
Ich begutachtete sie und flehte, dass eins noch lebte. Nacheinander nahm ich sie hoch und fühlte ihre warmen Körper nach einem Herzschlag ab; ihre Köpfe und Rippe stachen teilweise hervor und ließen nichts Gutes vermuten.
Doch die kleinen Vögelchen, die gerade eben noch munter im Garten herumgehopst waren, waren tot.
Die Meisenmama kehrte mehrmals zurück und rief laut nach ihren Jungen. Schließlich sah sie sie dort liegen und hüpfte verständnislos um sie herum. Immer wieder kehrte sie zurück mit Futter im Schnabel. Gut, dass Vögel nicht so fühlen wie Menschen.
Ich fühle mich beschissen. Eben hatte ich noch Hunger, jetzt ist mir schlecht und ich bin traurig. Wenn jemand so sehr die Natur liebt wie ich dann leidet er mit. Ich kann einfach nicht begreifen dass das alles so schnell passiert ist. Ich weiß, dass ich nichts hätte tun können, die Elster wäre so und so gekommen. Aber die kleinen Vögelchen da tot nebeneinander liegen zu sehen tut mir weh. Die können doch nix dafür!
Wenn ich in Zukunft als Biologin bei jedem Tier so leide, muss ich mir was überlegen. Ich weiß, ich kann nicht die ganze Welt retten.
Aber die Bewohner unserer kleinen, gemütlichen, vogelfreundlichen Gartenwelt in Endenich, doch, die wollte ich retten. Doch gegen die Natur und ihr ökologisches Gleichgewicht habe ich keine Chance. Woanders haben es die Vögelchen vielleicht geschafft, das tröstet mich, ein bisschen zumindest.
Fridolin (der vordere, der schwächere mit Kampfgeist) und sein Bruder Fred vor einer halben Stunde, als sie noch lebten und fröhlich piepsend durch den Garten hopsten.