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AND HER DANCING AND HER LAUGHING.

Ein Abend mit einem coolen Typen.March 25th, 2007

Dass sich die Band Seachange kurz vor ihrem Auftritt im WDR Rockpalast in der Harmonie in Bonn einfallen lassen würde sich zu trennen konnte ja keiner ahnen – aber dass die etwas melancholisch-seltsame Stimmung während des Auftritts später durch einen redseeligen Olli Schulz um das Doppelt und Dreifache wieder gut gemacht werden würde, hat selbst uns vom Hocker gerissen!

Seachange gaben sich Mühe, doch, das anfangs noch etwas anstrengende Publikum zu begeistern, war doch ein Großteil für diesen lustigen Kerl mit der Gitarre gekommen. Die ersten Songs kamen mir persönlich ein wenig zu eintönig rüber, wenig Abwechslung, aber das dürfte man auf die innere Abruchstimmung der fünf Bandmitglieder schieben. Schließlich wurden sie lauter und rockiger, und das gefiel! Als die letzten Beats verklungen waren, waren wir wach und wild auf mehr

– und dann kam der Olli! Wie ein fröhlicher Flummi begrüßte er die Menge und lachte uns wie ein Junge entgegen, der den ersten Schultag gar nicht erwarten kann. Mit “Das letzte Königskind” stimmte er in den zweiten Teil des Abends ein, der ein grandioses Spektakel werden würde. Schon bei den ersten Zeilen “Seit meiner Kindheit bin ich anders als der ganze Rest, manchmal hab ich das Gefühl ich leb nur aus Protest (…)” machte sich im Saal eine innere Verbundenheit breit.

Während der Sänger von Seachange sich wenig Mühe gemacht hatte, das Publikum mit ein paar Worten anzusprechen, ließ sich Olli Schulz gar nicht erst vom lockeren Plappern abhalten. So kam es, dass er bei mehreren Songs am Ende einer Zeile (mitten im Song wohlgemerkt) nach einem Wort plötzlich inne hielt und mit einem “Ich könnte euch jetzt ja mal grad erzählen, wie ich überhaupt da drauf gekommen bin.” den Hintergrund zu genau diesem Song darlegte und den Konzertbesuchern einige laute Lacher entlockte, um dann spontan den Rest zu Ende zu singen – die Stimmung war auf dem Höhepunkt, locker, gelassen und vergnügt.

Genau dies passierte bei dem kultigen Song “Wenn die Music nicht so laut wär” in der Zeile “und ich umkreise dich in kleinen Ellipsen” – Olli wurde kurz still und wiederholte zweimal unter dem Lachen des Publikums das Wort “Ellipsen”. Dann berichtete er, er sei auf der Suche nach einem passenden Wort für die Zeile zufällig in einer ntv-Dokumentation über Astronomie hängen geblieben, und da sei das Wort “Ellipsen” gefallen, und da habe er das einfach mal eingebaut weil das so toll klingt. In den Beifall und das Gelächter hinein stimmte er schließlich die übrigen Zeilen an – einfach genial!

Song für Song ging der Abend voran, immer wieder gab es lauten Beifall und Lachen auf Olli’s Kommentare. Ich kann gar nicht sagen welcher Song es mir am meisten angetan hat, weil es alle waren *g* Bemerkenswerte Momente waren allerdings natürlich “Die Ankunft der Marsianer”, “Unten mit dem King” und “Song ohne Grund”, Songs, die selbst Leute schon mitsingen können wenn sie Olli Schulz noch gar nicht lange kennen und die eindeutig für diese besondere Art Musik zu machen stehen. Was bei jedem Song immer wieder durchscheint ist das gute Gefühl, dass Olli Schulz sich um doofe Neider, Möchtegern-VIP’s und überhaupt alle, die meinen, ein bisschen schräg sei uncool, nicht schert und sich stattdessen über sein eigenes Selbst und eben alle die so “unnormal” sind wie er Gedanken gemacht hat, mit dem Ergebnis, dass man sich selbst darin wiederfindet und erkennt, wie cool man doch eigentlich ist, wenn man sich von der breiten Masse abhebt. Am deutlichsten wird das bei “Von Omi, nicht Opi sagen”, einem Song, in dem Olli erzählt, wie er auf einem Tracy Chapman- Konzert unangenehm durch Stören auffällt und er schließlich beim Hinausgehen hört, wie sich andere über ihn lustig machen, er aber selbstsicher entgegnet: “Ich bin gar nicht bescheuert, ich bin ein ganz cooler Typ.”

Der wunderbare Abend endet auf Wunsch der Fans mit “Elefanten”, das dem einen oder anderen Gänsehaut auf die Arme gezaubert haben dürfte. Als Olli mit weicher Stimme singt “Wenn du dann nach Hause kommst Sei bitte nicht bange Ich liege ganz friedlich Mit dem Fön in der Wanne” und leise und zweifelnd “Was müssen das für Bäume sein, wo die großen Elefanten spazieren gehen, ohne sich zu stoßen?” anfügt, ist auch der letzte im Saal überzeugt, dass “der lustige Kerl mit der Gitarre” auch seine sanften Seiten hat, die er jedoch mit tragischem Humor untermalt. Schließlich gibt er noch einen Witz zum Besten sowie eine Zugabe, von der ich jetzt nicht mehr weiß was es war. Wegen der “Ruhestörung” (die Banausen!!) muss das Konzert dann leider auch enden, und mit verständnissuchendem Hundeblick verabschiedet sich Olli Schulz samt Band, auch wenn er gerne noch weiter gemacht hätte. Mit von der Partie war natürlich auch der Hund Marie, der sich jedoch im Hintergrund hielt, schade eigentlich, wissen wir doch, dass auch seine Zeilen so wunderbar sind.

Ich muss keine Zustimmung suchen wenn ich sage, dass es ein fantastischer, sehr lustiger und unterhaltsamer Abend war, der mich jetzt erst recht zu einem Olli Schulz-Fan gemacht hat.

Und um auf die Zeilen aus “Das letzte Königskind” zurückzukommen: Olli, hör bitte nicht auf, anders zu sein! Für uns bleibst du ein ganz cooler Typ 🙂

Bilder vom Konzert auf Flickr

Infos zum Konzert auf der WDR Rockpalast- Seite

imagepostMarch 25th, 2007 imagetime20:46

1 Kommentar

  1. coffee, the web and me. » Blog Archive » Olli Schulz und der Hund Marie in der Harmonie in Bonn:

    […] Aber was soll ich groß erzählen – viel besser kann das Christiane hier . […]

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