Das heutige Physikpraktikum hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie weit man manchmal von seinem Ziel entfernt sein kann. Inkompetenz der Mitarbeiter (teilweise durch Überforderung), fehlende Informationen, Fragezeichen in allen Augen… wenn ich so etwas sehe, frage ich mich schon, warum das sein muss. Wir wollen hier doch schließlich etwas lernen und nicht dumm rumsitzen!
Wäre ich Physik-HiWi, hätte ich als erstes daran gedacht, dass es sich bei unserer Gruppe (und allgemein bei Biologen) um Leute handelt, die nach der 10 Physik abgewählt haben und damit um absolute Laien. Das ist das erste Mal, dass ich Leute sehe, die nicht wegen Fehlens in der Oberstufe so ein Defizit haben und nichts verstehen, was mich einerseits überrascht und auf der anderen Seite beruhigt, denn das schafft Solidarität untereinander. Weiterhin würde ich als HiWi wohl dafür sorgen, dass grundlegende Dinge wie Schaltkreise zusammenstecken und Geräte benennen und deren Funktion erklären oder Fehlerrechnung VOR dem Praktikum ge- und vor allem ERklärt werden und so ein gnadenloses Chaos aufgrund von allgemeinem Unverständnis während der Praktikumsstunden vermieden werden kann.
Bei uns muss das zur Zeit ein HiWi alleine ausbaden, der Arme. Ist schon ganz überfordert und nervlich am Ende hatte ich heute das Gefühl. Der andere HiWi ist eine Katastrophe und der Leiter, was immer er auch für einen Berufsgrad haben mag, liegt wissenstechnisch auf der Stufe eines Siebtklässlers. Während der donnerstäglichen Zusatzvorlesung legt er brav seine Folien auf den Projektor und liest sie eine Stunden lang ab… Während der Versuche sollte man ihn besser nicht auf etwas ansprechen, große Gefahr, einen Kurzschluss an den Geräten zu erzeugen. Lustig auch abgehakte Protokolle, die durchweg falsche Berechnungen enthalten… So bleibt einem jeden Mittwoch nichts anderes übrig, als mit verzweifeltem Gesichtsausdruck erst mal eine Stunde lang auf den HiWi zu warten der Ahnung hat und währendessen: nichts zu tun. Eben habe ich mir die Skripte bzw sogar Prüfungsfragen von anderen Unis im Net besorgt und bin doch schon etwas überrascht, dass andere Unis über die von mir geforderten Punkte hinausgehen und im Vorhinein sogar Probeklausuren stellen oder einen Ansprechpartner für Beschwerden haben.
Die RWTH Aachen hat im Nachhinein zusammen mit dem Institut für Evaluation eine Befragung durchgeführt, die durchweg positiv war. Das nenn ich Service! So langsam bekomme ich eine Ahnung, dass das Land noch großen Nachholbedarf in Sachen Lehrmittelgelderverteilung und Lehrinhalte hat. Und dafür sollen wir Studiengebühren zahlen?? (naja, wir zum Glück noch nicht, wär ja noch schlimmer)
Das was wir jeden Mittwoch erleben ist ungeheuerlich. Müssten wir im Anschluss keine mündliche Prüfung absolvieren, könnte mir das alles egal sein. Aber die Prüfung ist Pflicht.
Beim nächsten Mal werde ich demonstrativ das Skript der Unis Bonn und Aachen mitbringen und hoffentlich endlich mal was verstehen. Aachen hat eine Luxusvorbereitungswebseite: mit richtigen Farbfotos, auf denen der Versuchsaufbau abgebildet ist. Davon fang ich gar nicht erst an zu Träumen… etwas läuft hier gewaltig schief. Auch wenn das Modulsystem viele Vorteile hat, so frage ich mich, wie die Bachelor-Studenten je ihren (halben) Abschluss erreichen wollen, mit so einem Chaos…
Zum Glück gibt es Norah Jones am Abend (schööön). Und Kollegen in der Gruppe, die dir ganz unverbindlich ihr Protokoll leihen 🙂 Aber helfen das alles zu begreifen wird es trotzdem nicht. Und das geht mir gehörig auf den Wecker.