Sonnensegler.de

AND HER DANCING AND HER LAUGHING.

Gefunden.October 21st, 2006

Das Meer schäumt, die Wellen brechen am harten Felsgestein. Da liegt so ein Dunst über dem weiten Blau, fast schon ein Nebel, der verschlingt, Schiffe wie Menschen ins Dunkel zieht und sie nicht hergibt, bis der wunderschöne sonnige Tag zurückkehrt und nirgendwo Spuren des Vergangenen hinterlassen hat.Ich bin hier, bin da. Ich kann mich selbst auf den Felsen stehen sehen, eine schmale, unscheinbare Gestalt, die sich die Gischt ins Gesicht preschen lässt bis es ganz nass von ihren Wangen tropft. Die sich nicht regt und nicht geht; nicht den Blick abwendet von dem Unendlichen. Die Schönheit zieht sie in den Bann, Schönheit die nur wenige sehen, jene, die Grau von Blau unterscheiden und das Wasser dem festen Land unter den Füßen vorziehen können. All die Dichter in ihren Gedichten, wie sehnten sie sich doch nach der Küste, die sie sicher mit ihren Armen umschließen und vor der Gefahr der Naturgewalten retten würde.

Ich sehne mich nicht nach Küste.

Jeder Mensch will gefunden werden. Ich bin längst gefunden, bin entdeckt, aus mir selbst hervorgeholt, verwandelt, verzaubert, in die Arme des Meeres gezogen das mich umgibt. Ja, es kann dich zerreißen nachdem es dich gefunden hat. Das ist Teil seines Plans, dich zu einem Teil von ihm zu machen, so wie alle und alles das das fremde Territorium betreten hat. Wegezoll, nein, der Plan ist bekannt. Ab hier gibt es kein zurück, von jetzt an kannst du dich nicht mehr umdrehen. Wie auf dem Land bist du nur ein einziges Mal in der Lage, eine Wahl zu treffen. Deine Füße sind durchnässt, aber die Fluten sind nicht kalt. Der Nebel ist nicht unheimlich. Die Weite schreckt dich nicht. Du weißt Grau von Blau zu unterscheiden.

Vermutlich müssen wir aufhören zu suchen, um gefunden zu werden.

Begreifen, dass wir längst ein Teil von etwas sind, das uns ausfüllt, das uns glücklich macht. Es ist wahr: Unzufriedenheit beginnt mit dem Vergleich. Die Welt liegt vor uns, breitet ihre Schönheit vor uns aus, und wir können nicht sehen dass wir bereits alles haben was wir brauchen.

Wenn der Himmel aufklart, das dunkle Sturmwetter mit den dicken grauen Wolken abzieht gen Nordosten, tritt sie einen Schritt zurück, die Gestalt auf den Felsen. Sieht sich um, sieht zurück zum Festland, nur wenige Meter trennen sie davon.

Wenn sie beginnt, die Kälte in ihren Fingerspitzen zu spüren, dann sehnt sie sich nach Küste.

Doch sie fürchtet keine Gefahren, keine Naturgewalten. Diese braucht es nicht. Aber es ist gut, sich ein bisschen sehnen zu können. Ab und an. Damit man nicht verlernt, nicht vergisst; und nicht verpasst, wenn die Küste hinter dir mit weitgeöffneten Armen auf dich wartet.

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imagepostOctober 21st, 2006 imagetime22:18

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